Persönlichkeitstest: Verlagsautor oder Selfpublisher?
2. März 2023Verlagsautor
2. März 2023Verlag oder Selfpublishing
Was passt zu mir?
Dein Manuskript ist fertig und endlich reif für die Veröffentlichung. Spätestens jetzt wirst du dir die Frage stellen, auf welchem Weg das eigentlich passieren soll. In diesem Beitrag erfährst du, was besser zu dir passt – Verlag oder Selfpublishing – und warum es sich lohnt, dir darüber schon früh Gedanken zu machen.
Außerdem habe ich einen Persönlichkeitstest entworfen, mit dem du herausfindest, ob du eher Verlagsautor oder Selfpublisher bist.
- gleich zum Persönlichkeitstest
Wie wird ein Buch veröffentlicht?
Um herauszufinden, auf welchem Weg du dein Buch am besten veröffentlichst, solltest du zunächst die Abläufe im Verlag und Selfpublishing kennenlernen.
Im Verlag veröffentlichen
Bis zum Base Camp musst du es als Verlagsautor selbst schaffen. Aber auf dem Weg zum Gipfel hast du Profis an deiner Seite.
Nach meiner Erfahrung träumen noch immer die meisten Autoren davon, ihr Buch einmal in einem Verlag veröffentlicht zu sehen. Wer in einem der großen Verlagshäuser unterkommt, hat es einfach geschafft. Selfpublisher dagegen sind nicht so ernst zu nehmen – so die weit verbreitete Meinung.
Verlage als Gatekeeper
Tatsächlich nehmen die Verlage eine gewisse „Torwächter-Rolle“ im Buchmarkt ein. Sie entscheiden, welches Buch „reinkommt“ und welches nicht. Das gilt natürlich nur für ihr eigenes Verlagsprogramm und nicht für den gesamten Buchhandel. Aber dazu später mehr. Zuerst möchte ich klären, welche Schritte du gehen musst, um dein Buch in einem Verlag unterzubringen.
Wie werde ich Verlagsautor?
Das eigene Manuskript am „Torwächter“ vorbei und rein ins Verlagsprogramm zu bringen, kann mit viel Arbeit verbunden sein. Prinzipiell gibt es hier zwei Möglichkeiten: Die Verlage selbst kontaktieren oder mit einer Literaturagentur zusammenarbeiten. Wenn du es selbst in die Hand nehmen willst, dein Buch in einem Verlag unterzubringen, solltest du diese Punkte unbedingt beachten:
- Verlage auswählen: Verschiedene Verlage haben verschiedene Schwerpunkte. Deshalb bringt es nichts, dein Manuskript wahllos an alle Verlage zu senden, die du finden kannst. Recherchiere nach Verlagen, die Bücher deines Genres veröffentlichen und suche nach einer passenden Lücke für dein Buch in ihrem Verlagsprogramm. Wenn du z. B. einen Vampir-Liebesroman geschrieben hast, wirst du bei einem Krimi-Verlag schlechte Karten haben. Aber auch ein Fantasy-Verlag, der gerade erst eine Vampir-Liebesgeschichte veröffentlicht hat, wird in diesem Moment nicht händeringend nach einer zweiten suchen.
- Nicht nur auf einen Verlag setzen: Deine Recherche hat dich zu dem einen Verlag geführt, bei dem einfach alles passt. Das ist toll, aber setze deshalb trotzdem nicht alles auf eine Karte. Suche nach weiteren Verlagen, die ebenfalls Interesse an deinem Manuskript haben könnten und versuche auch hier dein Glück. Im besten Fall erhältst du sogar mehrere Angebote und kannst dich für eines entscheiden.
- Einsendekriterien beachten: Du hast eine Auswahl an Verlagen für dein Manuskript getroffen. Dann nichts wie raus mit deinem Exposé, oder? Stopp! Schau dir vorher genau an, was ein Verlag von dir haben möchte und auf welchem Weg. Der eine Verlag besteht auf einer Leseprobe, der andere möchte nur ein Exposé, welches aber wiederum anders aufgebaut sein soll als beim nächsten. Außerdem akzeptiert der eine Verlag Einsendungen nur auf dem postalischen Weg und der andere ausschließlich per Mail. In der Regel findest du diese Angaben auf der Verlags-Website. Achte darauf, diese Vorgaben zu erfüllen, um dich nicht schon im Voraus ins Aus zu schießen.
- Den richtigen Ansprechpartner adressieren: In der Regel ist das die Verlagslektorin. Finde über die Verlagswebsite oder einen Anruf heraus, wer für dein Genre zuständig ist. Einem Anschreiben an „Sehr geehrte Damen und Herren“ wird nämlich weniger Wohlwollen entgegengebracht.
- Ein richtig gutes Exposé schreiben: Mit deinem Exposé willst du den Verlag überzeugen, dass er genau dein Buch unbedingt veröffentlichen sollte. Nimm dir also die Zeit, ein richtig gutes Exposé zu schreiben und lass dieses unbedingt lektorieren. Viele freie Lektorinnen und Lektoren bieten ein reines Exposélektorat an. Nutze dieses Angebot. Du hast so viel Zeit und Energie in dein Buch gesteckt, da wäre es schade, wenn die Veröffentlichung an einem halbherzigen Exposé scheitert.
Was ein (guter) Verlag leistet
Wenn du jetzt denkst, dass die Bewerbung bei einem Verlag so viel Arbeit macht, dass du auch gleich selbst veröffentlichen kannst, schau dir zunächst einmal an, was ein (guter) Verlag für dich tun wird, wenn du es erst mal in sein Programm geschafft hast.
- Lektorat: Der Verlag trägt die Kosten für das Lektorat deines Manuskripts. Je nach Verlag übernimmt das ein eigener Inhouse-Lektor oder der Auftrag wird an eine freie Lektorin abgegeben. Gerade bei Newcomern ist es allerdings gängige Praxis, dass diese schon vor der Verlagssuche selbst ein Lektorat beauftragen, um ihre Chancen auf einen Platz im Verlagsprogramm zu erhöhen. Diese Kosten werden nachträglich nicht erstattet.
- Buchsatz und Druck: Auch die Kosten für Satz und Druckerei übernimmt dein Verlag. Hierfür haben die meisten Verlage feste Kooperationspartner. Du brauchst dich also nicht darum zu kümmern, die passenden Dienstleister zu finden.
- Marketing: Als Newcomer wirst du (zumindest bei einem großen Publikumsverlag) wahrscheinlich nicht den Spitzentitel stellen. Trotzdem bietet ein Verlag dir und deinem Buch große Sichtbarkeit. Zunächst erscheint dein Titel in der Verlagsvorschau, einem Prospekt mit den geplanten Titeln, das üblicherweise zweimal im Jahr erscheint. Anhand dieser Verlagsvorschauen findet ein großer Teil der Bestellungen in den Buchhandlungen statt.
Weitere Marketingaspekte sind z. B. das Vertrauen der Leserschaft in einen Verlag („Die Bücher dieses Verlags haben mir immer gefallen, also kaufe ich dieses auch.“), die Empfehlung deines Buchs auf den letzten Seiten eines anderen Buchs des Verlags oder die Präsenz auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, die gemeinsam knapp eine halbe Million Besucher im Jahr zählen. - Vertrieb: Laut Tredition bestellen Buchhandlungen 77 Prozent ihrer Bücher direkt bei den Verlagen. Wenn du dein Buch also in deiner Lieblingsbuchhandlung sehen möchtest, bietet dir ein Verlag die besten Chancen darauf. Außerdem kümmert sich der Verlag darum, dass dein Buch für den lokalen und den Online-Buchhandel verfügbar ist und ergreift je nach Möglichkeiten weitere Marketingmaßnahmen für den Buchhandel.
- Vorschuss und Verkaufsrisiko: Viele Verlage zahlen ihren Autoren einen Vorschuss. Das heißt, sie bekommen Geld ausgezahlt, das noch nicht durch den Buchverkauf eingespielt wurde. Verkauft sich ein Buch schlecht bis gar nicht, muss dieser Vorschuss nicht zurückgezahlt werden. Der Verlag bleibt also auf den Kosten sitzen, nicht der Autor. Dieses Risiko auslagern zu können, ist keine Kleinigkeit.
Du weißt jetzt also, dass ein Verlag dir eine Menge Arbeit abnimmt und du außerdem von Marketingmöglichkeiten profitieren kannst, die dir anders gar nicht zugänglich wären.
Was verdiene ich bei einem Verlag?
Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels lag der Umsatz für Bücher und Fachzeitschriften im Jahr 2020 bei rund 9,3 Milliarden Euro. Den größten Anteil daran hatten die stationären Buchhandlungen mit 3,9 Milliarden Euro. Aber auch im direkten Verkauf der Verlage an die Endkunden konnten über zwei Milliarden Euro umgesetzt werden – hier allerdings überwiegend im Fachbuch-Bereich (zur Statistik). Beide Vertriebswege stehen dir als Verlagsautorin offen, da müssten also ordentliche Tantiemen winken, oder?
So einfach ist es leider nicht, denn natürlich wollen all diejenigen, die an deinem Buch und dessen Verkauf mitgewirkt haben, auch etwas daran verdienen. Das wären dann also der Verlag mit seinen festen und freien Mitarbeiterinnen, die Druckerei, und der Buchhandel inkl. Zwischenhändlern und Transport. Gegebenenfalls kommt noch deine Literaturagentur hinzu und – nicht zu vergessen – 7 Prozent Steuern. Von den rund 20 Euro, die dein Buch in der Buchhandlung kosten würde, erhältst du letztlich etwa 6–12 Prozent, also zwischen 1,20 und 2,40 Euro pro Exemplar.
Aktuelle Zahlen dazu, wie viele Exemplare eines Erstlingswerks durchschnittlich gedruckt werden, gibt es nicht. Auf der Grundlage eines Spiegel-Artikels aus dem Jahr 2004 möchte ich hier von einer Erstauflage von 2.000–4.000 Büchern ausgehen. Demnach könnte dir dein Buch etwa 1.200–9.600 Euro einbringen – allerdings nur, wenn auch wirklich jedes Exemplar verkauft wird.
Ein Anteil von 6–12 Prozent klingt vielleicht nach schockierend wenig, aber tatsächlich macht sich hier niemand auf deine Kosten die Taschen voll. Der Independent-Verlag Voland & Quist hat hier einmal vorgerechnet, wer was an einem Buch aus seinem Haus verdient. Dabei zeigt sich, dass der Verlag auch nicht wirklich besser dasteht, als du als Autorin.
Im Selfpublishing veröffentlichen
Als Selfpublisher bist du der Captain auf deinem eigenen Schiff. Denk daran, dass du auch andere mit ins Boot holen kannst.
Selfpublishing vs. Selbstverlag
Vorab möchte ich zwischen zwei Begriffen unterscheiden, die oft synonym verwendet werden: Selfpublishing und Selbstverlag. Im Grunde handelt es sich um denselben Begriff jeweils in Deutsch und Englisch. Allerdings wird unter einem Selbstverlag oft die Gründung eines eigenen Verlags verstanden, in dem die eigenen Bücher veröffentlicht werden. Hier wird die Autorin also selbst zur Verlegerin, indem sie ein (Verlags-)Gewerbe anmeldet.
Selfpublisher hingegen bleiben in der Regel „einfache“ Autoren, die ihre Werke mithilfe von Dienstleistern, wie Book-on-Demand-Anbietern oder Selfpublishing-Plattformen, veröffentlichen. Dafür gründen sie keinen eigenen Verlag. Da der Selbstverlag noch einmal ein ganz eigenes Thema ist, widmet sich dieser Artikel ausschließlich dem Selfpublishing.
Selfpublishing als Plan A – die große Freiheit
Die meisten Autoren verwirklichen mit ihrem Buch ein Herzensprojekt und wollen, dass am Ende auch wirklich alles so ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Das belegt auch eine Umfrage von selfpublisherbibel.de, in der 66 Prozent der teilnehmenden Selfpublisher angaben, Selfpublishing zu nutzen, weil sie so alle Freiheiten haben. 54 Prozent gaben als Grund an, so die Kontrolle zu behalten.
Prinzipiell bietet Selfpublishing die Möglichkeit, sich ganz ohne Abstriche und Diskussionen selbst zu verwirklichen, denn als Selfpublisher kannst du dir so ziemlich alles selbst aussuchen. Hier ein paar Beispiele:
- Lektorat/Korrektorat: Du entscheidest, wer das Lektorat übernimmt, ab welchem Punkt die Zusammenarbeit startet, wie viele Korrekturdurchläufe es gibt oder sogar (wenn auch nicht empfehlenswert), dass du gar kein Lektorat möchtest.
- Cover: Du suchst dir einen Coverdesigner aus oder gestaltest dein Cover selbst.
- Buchsatz: Auch hier kannst du dich für einen Dienstleister entscheiden oder du übernimmst die Formatierung selbst.
- Druck: Du entscheidest über Ausführung, Format und Papierqualität. Oder du bestimmst, dass dein Buch ein reines E-Book wird und es überhaupt keine gedruckte Version gibt.
- Marketing: Du legst fest, mit welchen Maßnahmen du dein Buch bekannt machen willst. Vielleicht suchst du dir hierfür Unterstützung oder du wirst zu deiner eigenen kleinen Werbeagentur.
- Preis: Du entschiedest, wie viel dein Buch wert ist.
Im Vergleich zu den oft starren Strukturen in etablierten Verlagen hast du im Selfpublishing eine Menge Freiheiten. Wenn du ein Buch schreiben willst, das so einzigartig ist, dass es sich in kein Genre einordnen lässt, kannst du das tun. Wenn du ein Lektorat für unnötig hältst, weil deine Testleser alle begeistert waren, kannst darauf verzichten. Und wenn du findest, deine Leser sollten bereit sein, mindestens 50 Euro pro Exemplar zu zahlen, dann kannst du sie verlangen. Zugegeben, das war jetzt ziemlich überspitzt, aber es gibt im Selfpublishing nun mal niemanden, der hier intervenieren würde.
Das Problem: Dein Buch soll sich ja auch verkaufen. Und wenn du dich nicht an so manche Gepflogenheiten, wie eine gewisse Zielgruppenorientierung, einen marktüblichen Preis und ein Mindestmaß an Qualität, hältst, wird es dir schwerfallen, Käufer zu überzeugen. Somit sind all die Freiheiten im Selfpublishing relativ. Du wirst sozusagen dein eigener Verleger, der dir auf die Finger klopfen muss, wenn du dich nicht am Markt orientierst.
Dazu kommt, dass es nicht immer leichtfällt, Entscheidungen zu treffen: Wie viel kann ich für ein Lektorat ausgeben? Welches Buchformat sollte ich wählen? Auf welchen Plattformen möchte ich mein Buch anbieten? All das will gut überlegt sein und ohne ein wenig Erfahrung und Branchenkenntnis kann man hier eine Menge Geld und Zeit in den Sand setzen.
Aber vielleicht hast du ja auch wirklich Lust darauf, dich ins Thema Buchveröffentlichung einzuarbeiten und dein eigener Projektmanager zu sein. Dann kannst du dich im Selfpublishing richtig austoben.
Selfpublishing als Plan B – Hauptsache veröffentlicht
Die Suche nach einem Verlag kann lange dauern und frustrierend sein. Auch wer davon die Nase voll hat, kann sich noch für Selfpublishing entscheiden. Laut der Umfrage von selfpublisherbibel.de entschieden sich 26 Prozent der befragten Selfpublisher für diesen Weg, weil sie keinen Verlag gefunden haben.
Ich finde es gut, sich davon nicht entmutigen zu lassen. Wenn du keinen Verlag findest, heißt das nicht unbedingt, dass dein Manuskript nicht gut wäre. Oft findet sich im Verlagsprogramm einfach kein passender Platz mehr. Vielleicht ist es auch an einem Formfehler bei der Einsendung gescheitert oder ein Entscheidungsträger hatte einfach einen schlechten Tag. Es wäre schlichtweg schade, ein Manuskript, in das viel Arbeit und Herzblut geflossen ist, deshalb in der Schublade oder auf der Festplatte verstauben zu lassen. Selfpublishing bietet hier eine echte Alternative.
Vom Selfpublisher zum Verlagsautor – die „Aufstiegs“-Chancen
Wenn für dich schon klar ist, dass du langfristig Bücher in einem Verlag veröffentlichen willst, kann Selfpublishing trotzdem ein erster Schritt für dich sein. Gerade, wenn du vorhast, regelmäßig Bücher zu schreiben, kann es dir Türen öffnen, dein erstes Buch im Selfpublishing herauszubringen.
Vielleicht gefällt dir Selfpublishing aber auch so gut, dass du später überhaupt nicht mehr in einem Verlag veröffentlichen willst. In der Umfrage von selfpublisherbibel.de haben nur 42,5 Prozent der Selfpublisher angegeben, noch nicht in einem Verlag veröffentlicht zu haben, es aber gern tun zu wollen.
Selfpublishing-Bücher in der Buchhandlung
In die Buchhandlung um die Ecke gehen und dort sein eigenes Buch aus dem Regal ziehen – das wär’s doch! Für einen Selfpublisher ist es grundsätzlich schwieriger dieses Ziel zu erreichen als für einen Verlagsautor. (Wir erinnern uns: Die Buchhandlungen beziehen 77 Prozent ihrer Bücher direkt über den Verlag.) Und dennoch: Unmöglich ist es nicht. Wie schon beschrieben, sorgen die Verlage dafür, dass ihre Bücher für den Buchhandel verfügbar sind und je nach Kapazitäten machen sie dort auch aktiv Werbung. Als Selfpublisher musst du das eben selbst in die Hand nehmen.
Zunächst solltest du auf einen seriösen Book-On-Demand-Anbieter achten, der dein Buch auf allen gängigen Plattformen und insbesondere auch über den Zwischenbuchhandel, das sogenannte Barsortiment, vertreibt. Die bekanntesten Barsortimente in Deutschland sind Libri, Zeitfracht (früher KNV) und Umbreit. Hier bestellen die Buchhandlungen die restlichen 23 Prozent ihrer Bücher – und auf Kundenwunsch können das auch Selfpublishing-Titel sein. Das funktioniert aber nur, wenn die Zwischenbuchhändler dein Buch auch beziehen können.
Was wäre noch besser als ein Kunde, der dein Buch in einer Buchhandlung bestellt? Na klar, wenn dein Buch schon da wäre. Und hier bist du selbst gefragt: Gehe in die Buchhandlungen in deiner Nähe und frage, ob sie Interesse an deinem Buch haben. Gerade unabhängige Buchhandlungen sind oft offen dafür, das Buch eines regionalen Schriftstellers in den Verkauf zu nehmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass immer wieder Kunden in der Buchhandlung ihres Vertrauens nach Büchern regionaler Autoren fragen. Also trau dich!
Was verdiene ich als Selfpublisher?
Dass nur die wenigsten Verlagsautoren mit dem Verkauf ihrer Bücher reich werden, habe ich ja schon vorgerechnet. Aber wie sieht das bei Selfpublishern aus? Kurz gesagt: Genauso! Aber schauen wir mal genauer hin:
Der Anteil, der beim Autor landet, ist im Selfpublishing natürlich größer als bei einer Verlagsveröffentlichung. In der Regel erhältst du etwa 70 % des Nettoverkaufspreises für ein E-Book oder Taschenbuch. Das schlägt die rund 10 % eines Verlagsautors natürlich um Längen. Allerdings sind die Preise hier in der Regel auch niedriger. Für ein Selfpublishing-E-Book werden etwa 2,99–4,99 € bezahlt. Du erhältst dann also 2–3,50 € pro verkauftem Exemplar. Bei einem Taschenbuch für 12 € bleiben 8,40 € bei dir hängen. Durch den Nachteil im Buchhandel wird dieses aber wahrscheinlich deutlich seltener verkauft, als wenn es im Verlag erschienen wäre.
Hinzu kommt, dass du ja auch viele Aufgaben des Verlags selbst übernimmst und vor allem alle Kosten selbst tragen musst. Mit den übrigen 30 % des Nettoverkaufspreises sind die Kosten für den Druck und der Anteil für die Verkaufsplattformen zwar gedeckt. Alles andere musst du aber entweder von deinen 70 % oder aus eigener Tasche finanzieren, z. B. Schreibsoftware, Lektorat, Buchsatz und Coverdesign. Ein vierstelliger Betrag kommt da schnell zustande. Und deine eigene Arbeitszeit ist noch gar nicht einkalkuliert.
Na gut, dann musst du eben 2.000 Bücher im Monat verkaufen und schon hast du ein nettes Einkommen, oder? Wie realistisch das ist, zeigt die Umfrage von selfpublisherbibel.de. Demnach verdienen 50 % der Befragten weniger als 50 € im Monat mit ihren selbst veröffentlichten Büchern. Mehr als 1.000 € pro Monat verdienen nur 11 %. Ein üppiges Einkommen von über 7.500 € erzielen sogar nur 3 % der Befragten. Um mit Selfpublishing reich zu werden, musst du dich also von der Masse abheben und vor allem regelmäßig etwas Neues veröffentlichen.
Fazit:
Die eine richtige Antwort auf die Frage, was besser ist, Verlag oder Selfpublishing, gibt es nicht. Es kommt darauf an, was dir wichtig ist und was du bereit bist zu leisten.
- Mit meinem Persönlichkeitstest findest du heraus, ob du eher Verlagsautorin oder Selfpublisher bist.
Hier findest du noch einmal eine kompakte Übersicht der Vor- und Nachteile im Verlag und Selfpublishing.
Verlag | Selfpublishing | |
---|---|---|
Finanzen | + Vorschuss möglich + Verlag trägt die Kosten und das finanzielle Risiko – Tantiemen von 6–10 % |
– Autor trägt die Kosten und das finanzielle Risiko allein + Anteil von 70 % pro verkauftes Buch – Buchpreis meist niedriger |
Entscheidungsfreiheit | – Verlag hat bei vielen Entscheidungen das letzte Wort + Verlag hat die nötige Branchenkenntnis, um gute Entscheidungen zu treffen |
+ Autor kann alle Entscheidungen selbst treffen – Wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen brauchen Vorkenntnisse und können wehtun |
Aufwand | + Verlag übernimmt viele Aufgaben (Herstellung, Vertrieb, Marketing) – Bewerbung beim Verlag ist aufwendig und kann erfolglos bleiben + Literaturagenturen und Lektoren können helfen |
– Autor muss sich in alle Themen rund um die Veröffentlichung einarbeiten + Lektoren und andere Dienstleister können helfen |
Vermarktung | + Verlage übernehmen einen Großteil des Marketings + Verlage haben Kontakte zu Buchhandlungen – Priorität des Verlags kann auf der Vermarktung anderer Titel liegen |
– Autor muss das Marketing komplett selbst übernehmen + Autor kann sich voll und ganz auf die Vermarktung des eigenen Buchs konzentrieren |